Freibad Heiligenrode
Schon Ende der 1920er Jahren hatten die Heiligenröder ein Schwimmbecken direkt im Bachlauf der Nieste. 1934 entstand durch freiwillige Arbeit von Arbeitslosen -die nicht immer freiwillig war- im Flussbett der Nieste ein Freibad von 50 Metern Länge. Für Wettkämpfe vorzüglich geeignet und mit einem vorgelagerten Planschbecken versehen, das zugleich zum Vorwärmen diente.
Im Frühjahr wurde die Nieste angestaut und das Becken füllte sich. Den ganzen Sommer über floss das Wasser durch das Schwimmbecken. Sogar ein Sprungbrett und ein Steg über das Wasser waren vorhanden. Ein Bademeister, der in einem kleinen Kiosk auch Eis verkaufte, sorgte für die Sicherheit der Badenden.
Einen großen Nachteil hatte das Bad. Bei jedem Hochwasser der Nieste wurde das Becken beschädigt. Dass die Nieste Hochwasser führte, kam damals mehrmals im Jahr vor. Besonders bei der Schneeschmelze wurde der kleine Bach zu einem reißenden Strom.
Vor jeder Badesaison musste das Becken gereinigt werden. Diese Arbeiten übernahmen in der Regel die größeren Schulkinder.
Heute erinnert das Grundstück in keiner Weise daran, dass sich dort einmal ein Schwimmbad befand. Im Laufe der Jahre verwilderte die Anlage. Sie ist heute ein Naturbiotop.
Bis zum Ende der 1950er Jahre lernten hier die Kinder das Schwimmen. Im Sommer gab es für die Klassen Schulschwimmen, und das Freischwimmerzeugnis war ein begehrtes Ziel aller Schüler und Schülerinnen. Frau Anita Brostmeyer aus Heiligenrode besitzt noch die Freischwimmer-Urkunde und die Die Urkunde der damals 13-jährigen Anna Brückmann zeigt, dass sie im Jahr 1936 im Schwimmunterricht das Freischwimmerzeugnis erworben hat.
Frau Völker, heute in Sandershausen wohnhaft, erinnert sich:
„Ich habe im Heiligenröder Schwimmbad das Schwimmen gelernt. Wir wohnten damals im Dormannweg in Betten-hausen. Nach Heiligenrode sind wir immer zu Fuß gegangen. Das Schwimmbad in der Nieste hatte ein Betonbecken. Als Abtrennung des Schwimmer- und Nichtschwimmerbereichs diente ein Baumstamm. Damals kamen viele Bettenhäuser zu Fuß in dies Schwimmbad“
Frau Gisela Kellner (Jahrgang 1939) ist am Umbachsweg in Bettenhausen aufgewachsen. Sie erinnert sich: In den Winterhalbjahren fand der Schwimmunterricht im Hallenbad Kassel- Ost statt. Das Hallenbad war im Krieg nicht beschädigt worden. In den Sommermonaten bin ich mit meiner Schwester sehr oft nach Heiligenrode zum Baden gegangen. Natürlich immer zu Fuß. Besonders interessant fanden wir das Balancieren auf dem Steg, der den Nichtschwimmer- vom Schwimmerbereich trennte.
Die Wiesen gegenüber der Straße (heute als Parkplatz genutzt) nannte man früher die Wäschewiese. Hier wurden die großen, weisen Wäschestücke zum Bleichen ausgelegt. Mehrmals am Tage mussten die Stücke besprengt werden, was oft die Kinder übernehmen mussten. Dafür durfte man aber nur das Wasser aus dem Mühlengraben nehmen, der von der Klemmschen Mühle kam. Dieses Wasser galt als sauber, deshalb war das Baden in dem Mühlgraben tabu. In der angrenzenden „dreckigen Nieste“ konnten die Kinder noch baden, als es schon längst kein Freibad mehr in Heiligenrode gab.